Gretel Raab

Erinnerungen eines Mädchens aus Bessarabien

Erinnerungen meiner Mutter

Meine Mutter wurde in Sofiewka in Bessarabien, einer Landschaft zwischen Pruth und Dnjestr, geboren. Als meine Großmutter geboren wurde war das Land russisch, nach dem ersten Weltkrieg kam es zu Rumänien. Im Sommer 1940 besetzten sowjetische Truppen das Land und die deutschen Bessaraber wurden im Herbst 1940 "Heim ins Reich" geholt.

Gretel als Jungmädel 1943 So schipperte die Familie meiner Mutter auf der Donau zurück nach Deutschland, 125 Jahre nachdem ihre Vorfahren den umgekehrten Weg genommen hatten, um als freie Bauern den fruchtbaren südrussischen Boden bestellen zu können.

Über Kloster Banz/Vierzehnheiligen in Bayern ging ihre Odysee 1941 nach Litzmannstadt (Lodz) in Polen. Dort wurden ihnen die Höfe vertriebener Polen in Westpreußen (Nähe Danzig) zugewiesen. Doch heimisch wurden sie nicht, denn Anfang 1945 setzte die Rote Armee zu ihrer Schlußoffensive gegen Nazi-Deutschland an und überrollte den Osten Deutschlands in kurzer Zeit. Da die Familie nicht geflohen war, mußten sie bis 1947 Frondienste auf einem Gut in der Nähe von Stolp verrichten.

Im Sommer 1947 kam die Famlie meiner Mutter ins Lager Elsterhorst bei Hoyerswerda, von dort nach einigen Monaten weiter nach Klein-Wolmsdorf. 1948 schließlich fuhr meine Mutter mit dem Zug nach Bad Homburg, wo sie bei den Eltern einer Bekannten, die sie 1941 in Vierzehnheiligen kennengelernt hatte, als Haushälterin arbeiten konnte.

Dort lebt sie heute noch. Vor einigen Jahren begann sie - von Zeit zu Zeit - Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend aufzuschreiben, die man auf diesen Seiten findet.

© 2006 Stefan Germer